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Poesie wirkt durch Schönheit

Sabine und ich nach einem Tag voller Poesie
Sabine und ich nach einem Tag voller Poesie

Vor ein paar Wochen war ich Teilnehmerin eines Schreib-Workshops. Ich habe es genossen, von Sabine Huber-Wynnyczenko mit Impulsen beschenkt zu werden, einen Tag lang in die Welt der Poesie eintauchen und mich mit anderen Schreibenden austauschen zu können. Es hat mich richtig glücklich gemacht!


Wie Poesie wirkt

Durch die Verknappung erhalten die einzelnen Worte Gewicht, durch Wiederholungen schaffst du schreibend Tiefe. Poesie schafft Schönheit und Schönheit bringt etwas in uns zum Schwingen, das uns irgendwie ganz macht. Für mich fühlt es sich so an, als ob Ver-Rücktes in uns durch die Poesie wieder an seinen richtigen Platz rutscht.

Ich schreibe gerne Pantuns und Zevenaars. Dank Sabines Impulsen lernte ich einige neue Formen kennen. Ich bastelte unter anderem ein lustiges Schnipselgedicht, das mich fröhlich stimmte. Ich schrieb ein Akrostichon zu meinem Namen, das nachhaltig wirkt. Und ich schuf mein allererstes Sonett, das mich bei jedem Mal lesen berührt.



DAs Rezept

Aus der ZRM-Bildkartensammlung (Zürcher Ressourcen Modell) wählte ich intuitiv ein Bild. Ich schrieb ein paar Stichworte auf, die mir spontan einfielen und machte dann ein Sonett daraus.

Einmal mehr bestätigte sich meine Aussage/Frage "Woher soll ich wissen, was ich fühle, wenn ich es noch nicht geschrieben habe?". Quasi aus dem Nichts war da ein Grossvater-Text entstanden. Meine beiden Grossväter waren wichtige und prägende Menschen in meinem Leben. Ich war überrascht und habe mich gefreut, dass sich an diesem trüben Tag ein Grossvater in meinen Text schlich und mich an wundervolle Kinderzeiten erinnerte.

Meine Bildwahl aus dem Kartenset des Zürcher Ressourcen Modells (ZRM)
Meine Bildwahl aus dem Kartenset des Zürcher Ressourcen Modells (ZRM)

Mein erstes Sonett

Der Herbst legte sich in den Garten

Mathilda hüpfte fröhlich auf und ab

Vorbei war das unendlich lange Warten

Sie packte den Rechen, den Grossvater ihr gab


Lief damit hinaus wie ein Pferdchen im Trab

Sammelte Blätter, die sich um sie scharrten

Türmte sie auf zu einem Heidengrab

und versteckte die Monster, die sie narrten


Stolz stand sie neben dem Haufen

Selbstbewusst stand sie in der Welt

Ein Gefühl - mit nichts zu kaufen


Der Grossvater hatte gut gewählt

Sein Rechen brachte alles ins Laufen

Später hatte es Mathilda nie an Mut gefehlt



gewusst wie

Für viele Menschen ist es eine wirkungsvolle Differenzerfahrung, ihr erstes Gedicht zu schreiben. Wir glauben oft nicht, dass wir fähig sind, so etwas schaffen zu können. Die Wahrheit ist:

Das stimmt nicht :-)

Wir können sehr wohl Poesie schaffen. Was du brauchst, ist ein stimmiger Impuls und ein Rezept. Du brauchst einen Urtext , eine Ursuppe, aus der du Worte schöpfen kannst, um sie in die passende Form zu giessen. Lass also deinen Gedanken freien Auslauf. Lass sie über ganze Prärien galoppieren und mach auch am Horizont nicht halt. Schreibe einfach drauflos, was dir alles zu deinem Impuls einfällt. Dieser Text ist deine Masse, aus der du eine neue Form giesst.


Ein Sonett besteht in der Regel aus 2 Vierzeilern (Quartett) und 2 Dreizeilern (Terzett).

Die Verse reimen sich in einer bestimmten Form. Es gibt verschiedene Varianten.

z.b. abab abab cdc dcd

abba abba cdc dcd

abab baba cdc dcd


Wenn du es orthodox magst, findest du im Internet viele Artikel zum "richtigen" Reimschema. Du kannst dann zum Beispiel so schreiben wie Shakespeare.

Ich persönlich mag Freestyle. Vielleicht ist die Form, die ich wählte (abab baba cdc dcd) gar keine offzielle... Who cares - mein Sonett berührt mich, es macht etwas mit mir und das zählt.


Probiere es aus. Wähle ein Bild (z.B. im online-Tool des ZRM) mach dir Notizen, schreibe deinen Urtext, bilde ein Sonett. Freu dich und sei stolz auf all die Poesie in dir. Du schreibst für dich. Vergiss den Rest der Welt. Niemand muss deinen Text verstehen oder ihn sogar gut oder schön finden. Jetzt geht es um dich und was das Schreiben in dir bewegt.


Mit jedem Tag, an dem ich bewusst unbewusst schreibe, spüre ich deutlicher, wie Schreiben bewegt.

Diese Freude am Schreiben und seiner Bewegung will ich weitergeben. Hast du Lust, das mal auszuprobieren? Schreib mit mir - Schreibe Geschichte(n).



 
 
 

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