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Schreiben berührt

Jeweils am Mittwoch Abend schreibe ich mit einer kleinen Gruppe. Geselliges Schreiben nenne ich es. Und es ist der perfekte Begriff dafür. Seit Juli sind wir gemeinsam unterwegs und treffen uns einmal in der Woche. Kleiner Schwatz zum Ankommen, dann eine kurze Session Free Writing, der Einstieg ins Thema, schreiben, austauschen, schreiben, rund machen. Plaudern. Ich liebe es.

In dieser Zeit sind so wundervolle Texte entstanden. Obwohl das Produkt gar nicht im Vordergrund steht, sondern der Prozess. Was geschieht beim Schreiben, welche Geschichten, Sätze, Wörter tauchen auf? Und irgendwie kommen dabei auf magische Weise Texte zustande, die berühren. Die wirken. Die irgendwo anfangen und dann bei uns landen.


Schreiben begleitet mich, seit ich schreiben kann. Als Kind liebte ich es, Aufsätze zu schreiben. Ich erinnere mich an zwei Texte, die ich in der 5. und 6. Klasse geschrieben hatte und auf die ich stolz war. Über dreissig Jahre ist das her und ich erinnere mich daran. Ist das nicht fantastisch? Schreiben berührt.

Später schrieb ich mit einer Freundin ein Theaterstück für unsere Theatergruppe, schrieb für die Scharzeitung bei uns im Blauring, war Redaktionsmitglied im Paprika - der Verbandszeitschrift von Blauring und Jungwacht im Kanton Solothurn. Und als spannenden Nebenjob schrieb ich jahrelang für das Oltner Tagblatt über allerlei. So kam ich in Kontakt mit Menschen, die ich sonst wohl nie kennengelernt hätte. Ich schrieb über ein Hilfsprojekt im Tschad, über die Neueröffnung eines Kinderhauses, die Einweihung eines Kreisels, Konzerte von Dorfmusikgesellschaften, Gemeindeversammlungen, Theaterstücke, Dorffeste, innovative Vereine, die Liste ist lang und schön. Das war eine schöne Zeit und ich habe es geliebt.

Seit 2011 bin ich Mitglied des "Spitze Feder"-Teams im Anzeiger in meiner Heimatregion. Eine Kolumne auf der letzten Seite; mit spitzer Feder geschrieben. Ich schreibe sie so gerne. Und immer wieder bekomme ich positive Rückmeldungen. Die Menschen lesen es gerne. Manchmal kann ich es gar nicht so glauben, aber irgendwie scheine ich ein Talent zu haben, Menschen mit meinen Texten zu berühren.


Ich schreibe einfach gerne. Wohl deshalb ist dieser Text hier schon so lang, ein bisschen abgedriftet, denn eigentlich wollte ich am Anfang über die Magie des Morgens schreibe. Über das Morgenrot, die frische Luft auf der Terrasse, die Tasse Kaffee in der Hand., die frohen Gedanken an den gestrigen Schreibabend. Und nun bin ich unterwegs durch meine "Schreibkarriere". Wie bin ich denn hierhin geraten?

Genau das ist, was mich fasziniert am Schreiben. Ich weiss nie so genau, wo ich am Schluss ankomme. Ich liebe den Moment, wo mein bewusstes Hirn aussteigt und ich gebannt meinem Stift folge und lese, welche Geschichte da gerade entsteht. Als wären da magische Wesen in meinem Kopf, die sich über meinen Stift Gehör und Gestalt verschaffen. So entstand auch die Geschichte mit Herrn Müller, der mit einem Landjäger und Flachmann in der Höhle sass und sich nicht um den Bärenkot kümmerte.

Aber das ist eine andere Geschichte... sie entstand im Rahmen meiner Ausbildung zur Schreibpädagogin und ist noch nicht zu Ende erzählt. Herr Müller sitzt noch immer in der Höhle. Gerade entdeckt er das merkwürdige Glitzern ganz hinten in der Höhle...


Was ich sagen wollte: Schreiben berührt. Mein Schreiben berührt. Mich und andere. Und das ist wundervoll. Es ist ein Geschenk und ich bin dankbar, dass ich dieses Talent an mir entdeckt habe. Es schlummerte offensichtlich schon lange in mir und zeigte sich in unterschiedlichen Formen.

Es ist, als stiege es dank meinen Ausbildungen in therapeutischem Schreiben und zur Schreibpädagogin immer weiter an meine Oberfläche. Es will nicht mehr schlummern. Es will raus. Es ist raus. Es beginnt zu strahlen. Es wird zum Tower of Magic (und auch das ist eine andere Geschichte aus der Schreibpädagogik-Ausbildung, die es sich zu erzählen lohnt). Doch gemach ihr Lieben. Alles hat seine Zeit.


Für heute will ich sagen: Schreiben berührt. Schreiben wirkt. Schreiben bewegt.


 
 
 

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