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Wie ich zum Schreiben kam

In der 6. Klasse beendete ich einen meiner Aufsätze mit einer überraschenden Frage, die auf den ersten Blick so gar nicht in den Kontext passte. Wahrscheinlich verstand dieses Ende niemand. Doch ich fand es ausserordentlich klug und fühlte mich wundervoll literarisch. Als Zwölfjährige schnupperte ich so zum ersten Mal an der Kraft von selber geschriebenen Worten. Seither ist das Geschichtenschreiben fester Bestandteil meines Lebens.


Rägebögeler, Paprika, Oltner Tagblatt

Als „rasende Reporterin“ und Kolumnistin war das Verfassen von Texten über viele Jahre nach aussen orientiert. Das Produkt, den Artikel, den die Leserschaft zu sehen bekommt, stand im Vordergrund.

Den Anfang meiner "Karriere" machte ich mit der Zeitung "Rägebögeler". Das war die Zeitung des Blaurings in meinem Dorf. (Blauring und Jungwacht gehören zu den grössten Kinder- und Jugendverbänden der Schweiz - ich war viele Jahr aktiv dabei; in meinem Dorf und später auch auf Kantonsebene). Gemeinsam mit den anderen Leiterinnen bastelten wir viermal im Jahr ein Heftchen zusammen, das für unsere Mädchen spannende Infos bot.

Ein paar Jahre später kam das "Paprika" dazu. Die Kantonszeitschrift von Blauring&Jungwacht im Kanton Solothurn. Unter dem Namen mück war ich einige Jahre im Redaktionsteam.

Ich merkte, dass das Schreiben mein Ding ist und bewarb mich 2005 beim Oltner Tagblatt als freie Korrespondentin. Nach einem Vorstellungsgespräch auf der Redaktion folgte schon bald mein erster Artikel. Mamma Mia, ich war so aufgeregt! Ich durfte ein Interview machen mit der Gründerin eines Hilfswerks. Im Lauf der nächsten fünfzehn Jahre folgten viele weitere spannende Begegnungen und Events, von denen ich berichten durfte. Ein Highlight war für mich die Berichterstattung über die Schweizer Kochnationalmannschaft und ihre Vorbereitung für die Koch-Weltmeisterschaft. Ein weiteres Highlight: Ein Interview mit einem Theaterschaffenden. Wir waren uns sofort sympathisch und schon bald darauf entstand daraus mein Engagement als Presseschreiberin in seinem Theater.

Meine Zeit als "rasende Reporterin" war unglaublich vielfältig und geprägt von bewegenden Begegnungen, die ohne Schreiben so nicht entstanden wären.


Mein Blog

2008 startete ich meinen Blog und eine neue Welt öffnete sich für mich. Mein Leben war unglaublich voll mit Erlebnissen. ICH war voll mit Erlebnissen, Gedanken und Bildern und es musste einfach irgendwie raus!

Mein Blog war mein Ventil und begleitete mich durch meine verrückte Zeit als Rezeptionistin in einer Jugendherberge, durch diverse Freund- und Liebschaften, auf Velotouren und durch abenteuerliche Ferien. Bloggen war ein Teil meines Lebens. Was hinter dem Schreiben steckt, überlegte ich mir nie. Es machte mich einfach glücklich, entspannte mich. Also schrieb ich. Das Internet vergisst nie und so ist mein Blog noch immer sichtbar, auch wenn ich ihn nun nicht mehr aktiv pflege.


Mit Spitzer Feder

Durch ein Interview - bei dem zur Abwechslung ich die Interviewte war - entstand mein Kontakt zum Anzeiger ThalGäuOlten und daraus mein Engagement als Teammitglied für die wöchentliche Kolumne "mit Spitzer Feder". Seit 2011 schreibe ich dort mit spitzer Feder und freue mich immer sehr über die Rückmeldungen.


Therapeutisches Schreiben

Durch die Spitze Feder habe ich realisiert, dass meine Texte nicht nur mich, sondern auch andere berühren und bewegen. Also muss da wohl im Schreiben irgendwie eine magische Kraft stecken. Welche Wirkung mein Schreiben auf mich hatte, wusste ich ja bereits. Dass es anderen mit ihren Texten auch so gehen könnte, hatte ich mir bis dahin gar nicht überlegt. Und schon gar nicht, dass es etwas gibt, das sich "therapeutisches Schreiben" nennt. In einem Gespräch mit einer Kollegin sagte ich: "Weisst du, ich möchte so was wie therapeutisches Schreiben machen." Bämm! Da war dieser Begriff und ich dachte mir, "Ha, das klingt so gut, das gibt es bestimmt schon irgendwie." Richtig gedacht :-) Ich wurde schnell fündig und ich wusste sofort, dass das genau das ist, was ich machen will.

2023 startete ich meine Ausbildung in therapeutischem Schreiben. Ich war regelrecht geflasht, als ich mein erstes Elfchen verfasste. Kurz darauf ein Rondell – ich war beeindruckt, was schreibend alles möglich ist. Wieder war da eine neue Welt und ich tief berühr . Ein Tor öffnete sich.

Ich lernte, welch grosse Kraft im Schreiben steckt und wie ich mit diesem Wissen und diesen Techniken andere Menschen begleiten kann.


Schreibpädagogin

Seither sind gut zwei Jahre vergangen und seither schreibe ich regelmässig mit Menschen. Schreiben in Gruppen hat eine faszinierende Kraft. Wir schreiben nicht, um am Ende eine Geschichte vorlesen zu können. Wir schreiben, um zu lesen, was in uns drinnen los ist. Schreiben ist dabei der Bagger, der Unbewusstes hervorholt und aufs Papier klatscht. Manchmal ganz schön erschreckend, manchmal lustig, immer bewegend.

Im April 2025 habe ich meine Ausbildung zur Schreibpädagogin abgeschlossen. Viele neue Methoden aus dem Kreativen Schreiben ergänzen nun mein Repertoire.


Jetzt du

Na, hast du beim Lesen ganz oft gedacht, dass du doch auch schon ganz viel geschrieben hast? Dann setz dich hin, nimm Stift und Papier und leg dir eine Mindmap an. In die Mitte schreibst du "Meine Texte". Dann führst du mehrere Äste davon weg. z.B. mit dem Namen Arbeit, Schule, Privat, Just for Fun, etc. Dann ergänzt du deine Äste mit den Texten, die dir einfallen. Vergiss nicht zahlreiche Whatsapp-Nachrichten, E-Mails, Einkaufslisten, Liebesbriefe, Tagebücher, etc.

Ich wünsche dir viel Freude beim Zurückverfolgen deiner Schreibkarriere.



 
 
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